Vor einigen Jahren soll sich folgende Szene auf hoher See ereignet haben:
Ein Kriegsschiff befand sich auf offener See.
Die See war unruhig und Nebelschwaden erschwerten die Sicht.
Kurz nach Anbruch der Dunkelheit meldete der Ausguck: „Licht Steuerbord voraus!“
„Bleibt es stehen, oder bewegt es sich achteraus?“ fragte der Kapitän.
Der Ausguck antwortete: „Es bleibt, Kapitän.“
Das Schiff befand sich also auf einem gefährlichen Kollisionskurs mit dem anderen Schiff.
Da rief der Kapitän dem Signalgast zu:
„Schicken Sie dem Schiff ein Signal: Wir sind auf Kollisionskurs, empfehlen 20 Grad Kursänderung.“
Zurück kam das Signal: „Empfehlen Ihnen, den Kurs um 20 Grad zu ändern.“
Der Kapitän sagte: „Melden Sie: Ich bin ein Kapitän, Kurs um 20 Grad ändern.“
„Ich bin ein Unteroffizier,“ lautete die Antwort. „Sie sollten Ihren Kurs besser um 20 Grad ändern.“
Inzwischen war der Kapitän ziemlich wütend. Er schimpfte: „Signalisieren Sie „Dies ist der Flugzeugträger ‚USS Lincoln‘, das zweitgrößte Schiff in der Atlantikflotte der Vereinigten Staaten. Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und mehreren Hilfsschiffen begleitet. Ich verlange, dass Sie Ihren Kurs 20 Grad nach Norden, das ist Eins-Fünf-Grad nach Norden, ändern, oder es werden Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Sicherheit dieses Schiffes zu gewährleisten!““
Prompt kam die Antwort: „Ich bin ein Leuchtturm.“
Das Kriegsschiff änderte den Kurs.
Es gibt vielfältige Umstände, die uns zu Kursänderungen veranlassen. Manchmal zwangsläufig wie in er Geschichte, wenn man sich auf Kollisionskurs befindet. Manchmal freiwillig, wenn man einsichtig ist und verstanden hat, dass der eingeschlagene Weg nicht zielführend ist oder in eine Sackgasse führt.
Der Reformationstag am 31. Oktober erinnert uns an eine einschneidende Kursänderung im Leben von Martin Luther und in der Geschichte der Kirche. Ausgangspunkt war eine tiefe Krise vor über 500 Jahren. Die Menschen waren zutiefst von Ängsten bestimmt. Regelrechte Höllenängste. Und diese Ängste waren vor allem für die damaligen Kirchenfürsten ein einträgliches Geschäft. Wer genug Geld hatte, konnte sich mit sogenannten Ablassbriefen freikaufen.
Für Luther waren diese Angst und dieser religiöse Machtmissbrauch unerträglich. Er prangerte diese Missstände öffentlich an und heftet seine provokanten 95 Thesen an die Türe der Wittenberger Schlosskirche. Das war der Anstoß für einen Kurswechsel. Für Veränderungsprozesse im Leben der Menschen und der Kirche.
Neues Ziel: Die Menschen sollen frei sein. Frei denken und glauben. Luther war überzeugt davon: Wer auf Gott vertraut, braucht vor niemandem Angst haben.
Grund zum Feiern! Reformationstag 2022. Gegen die Angstmacher. Für die Freiheit!
Herzliche Grüße!
Wolfgang Klimm
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