Die Reise – ein Gedicht, das Mut macht

Die Reise

Ich spüre es.
Mein Körper und meine Seele werden weich und durchlässig.
Ich nehme Abschied von alten Mustern,
öffne mich Neuem und Unbekanntem.

Lange war ich Beschützerin, Pflegerin, Wächterin und Kontrolleurin.
Ich habe meinen Dienst gewissenhaft verrichtet.
Meine Liebe und mein Herz waren im Gleichklang mit dem deinen.

Nun ist es Zeit,
dieses Gewandt abzulegen.
Es ist mir zu klein geworden.
Ein Erwachen aus der Starre.
Ein taumelndes Auftauchen aus dem Eise.

Ich durfte in der Vergangenheit eine große Liebe leben.
Sie ging in die tiefste Tiefe des Herzens.
Manchmal lagen wir dicht beieinander auf einer Welle der Liebe
und ließen uns lachend und singend treiben.
Ein anderes Mal erreichten wir gemeinsam Abgründe,
waren ohne Halt und vergossen zusammen Tränen.

Nun erwarten mich Liebe und Weite.
Wie wird das sein?
Wer bin ich?
Wer werde ich sein?

Wo führt mich dieses Abenteuer hin?
Sehnsucht.
Loslassen.
Entdecken.

Ich reise in unerforschte Länder.
Im Gepäck das Vertrauen meiner Vergangenheit
und die Zuversicht der Zukunft.

Vielleicht werde ich irgendwo erwartet
und kann mich dort ein wenig niederlassen.
In einem Land der Freiheit,
Leichtigkeit,
Freude
und des Tanzes.

 

Claudia Nüssen, 09.04.2023

Teilnehmerin der Trauergruppe