Auf einen Espresso mit dem Seelsorger – Tag der Deutschen Einheit

Auf’n Espresso mit dem Seelsorger – Tag der Deutschen Einheit 2023

Am Tag der Deutschen Einheit erinnern wir uns daran, dass Ost – und West – Deutschland zum Glück wieder vereint sind und gemeinsam Demokratie gestalten. 

Allerdings werden durch die aktuelle Debattenkultur eher die Dissonanzen betont. Und so mancher tiefe Graben zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen politischer Entwürfe für die Zukunft unserer Bundesrepublik ausgehoben. 

Wie können wir erneut das „Gemeinsam“ betonen? Und deutlich machen, was alles möglich ist, wenn wir zusammenstehen und uns miteinander den Herausforderungen stellen. 

Beim darüber nachdenken fällt mir eine Geschichte ein, die vor Augen führt, wie es gelingen kann, dass Gräben überwunden und Brücken gebaut werden können:

„Ein Vater und sein Sohn lebten friedlich und in völliger Eintracht. Sie lebten von dem Ertrag ihrer Felder und Herden. Sie arbeiteten miteinander und teilten gemeinsam, was sie ernteten. Alles fing durch ein kleines Missverständnis an.

Eine immer größer werdende Kluft bildete sich dann zwischen ihnen, bis es zu einem heftigen Streit kam. Fortan mieden sie jeglichen Kontakt und keiner sprach mehr ein Wort mit dem anderen.

Eines Tages klopfte jemand an der Tür des Sohnes. Es war ein Mann, er suchte Arbeit. “Kann ich vielleicht einige Reparaturen bei ihnen durchführen?” “Ich hätte schon Arbeit für dich”, antwortete der Sohn. “Dort, auf der anderen Seite des Baches steht das Haus meines Vaters. Vor einiger Zeit hat er mich schwer beleidigt. Ich will ihm beweisen, dass ich auch ohne ihn leben kann.”

“Hinter meinem Grundstück steht eine alte Ruine, und davor findest du einen großen Haufen Steine. Damit sollst du eine 2 Meter hohe Mauer vor meinem Haus errichten. So bin ich sicher, dass ich meinen Vater nicht mehr sehen werde.”

“Ich habe verstanden», antwortete der Mann. Dann ging der Sohn für eine Woche auf Reise. Als er wieder nach Hause kam, war der Mann mit seiner Arbeit fertig. Was für eine Überraschung für den Sohn! So was hatte er nicht erwartet. Denn anstatt einer Mauer hatte der Mann eine schöne Brücke gebaut.

Da kam auch schon der Vater aus seinem Haus, lief über die Brücke und nahm seinen Sohn in die Arme. “Was du da getan hast, ist einfach wunderbar! Eine Brücke bauen lassen, wo ich dich doch schwer beleidigt hatte! Ich bin stolz auf dich und bitte dich um Verzeihung.”

Während Vater und Sohn Versöhnung feierten, räumte der Mann sein Werkzeug auf und schickte sich an, weiter zu ziehen. “Nein, bleib doch bei uns, denn hier ist Arbeit für dich”, sagten sie ihm.

Der Mann aber antwortete: “Gerne würde ich bei euch bleiben, aber ich habe noch anderswo viele Brücken zu bauen …”

Das ist mein Wunsch für den diesjährigen Tag der Deutschen Einheit und den vielfältigen aktuellen Herausforderungen: Dass viele solcher Brückenbauer Begegnungen und das Miteinander ermöglichen. Dass gegenseitiges Verstehen und aufeinander zugehen gelebt wird. 

Wie es auch in einem Lied zum Ausdruck kommt:

„Ich möchte gerne Brücken bauen,
wo alle tiefe Gräben sehn.
Ich möchte hinter Zäune schauen
und über hohe Mauern gehn.“

In diesem Sinne: Auf dass wir miteinander und gemeinsam die Zukunft unseres Landes gestalten. Indem wir Brücken bauen, die verbinden und dass wir über diese Brücken gehen.

Herzliche Grüße

Wolfgang Klimm

Pastor Wolfgang Klimm

Unser Seelsorger steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Angehörigen und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Konfession oder ihrer weltanschaulichen Prägung als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung.

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