Der November bringt meistens den Blues mit sich. Auf unsere Stimmung legt sich eine bleierne Schwere. Die Tage sind viel zu kurz. Die Nächte lang. Die Sonne wolkenverhangen. Das Kirchenjahr geht im November mit dem Ewigkeitssonntag zu Ende. Wir erinnern uns an die endgültigen Abschiede, die wir in diesem Jahr verkraften mussten. Und werden damit auch mit unserem eigenen Lebensende konfrontiert. Novemberblues.
Moment: Ich und sterben? Nur über meine Leiche…Aber ruhig Blut! Keiner muss sich vordrängen. Jeder ist mal dran.
Ich zitiere Sigmund Freud: „Wir wissen alle, dass wir sterben müssen – aber wir glauben es nicht!“¹
Der Tod ist inzwischen zwar kein Tabu mehr, aber für viele einfach kein Thema. Man spricht nicht gerne darüber. Es verschlägt einem regelrecht die Sprache. Und so heißt Leben: „Nicht an das Ende zu denken!“. Verbunden mit dem Wunsch, dass es mit dem Ende ein Ende haben muss.²
Ein Wort aus einem Psalmgebet dreht den Spieß um: „Lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, damit ich klug werde.“³
Manche versuchen wiederum, den Tod in das beliebte System der Optimierung einzubauen. Das Sterben ist zu einem Projekt geworden. Ein Projekt, das es zu kontrollieren gilt.
Ein Medizinethiker sagt dazu: „Das Kontrollieren-Wollen und das Verfügen-Wollen über das Sterben ist nicht nur ein Gewinn an Einflussmöglichkeiten, sondern zugleich ein Verlust an Sterbekultur und manchmal eine zusätzliche Überforderung!“
Wie wir es auch drehen und wenden: der Tod bleibt die größte narzisstische Kränkung für unser auf Autonomie pochendes Individuum. Der Tod ist eine Zumutung. Eine Bildstörung. Eine Katastrophe.
Gleichzeitig gehört er zu unserer Realität: Schon wenn wir geboren sind, sind wir alt genug, um zu sterben. Der Tod gehört von der ersten Sekunde unseres Lebens zu uns. Wie etwas Ureigenes und bleibt uns doch fremd.
Wie setzen Sie sich mit diesem Lebensthema „Sterben“ auseinander? Wie bereiten Sie sich auf diesen Tag X vor?
Die Auseinandersetzung mit dem Tod kann Achtsamkeit bewirken. Oder Tiefgang. Empfänglich machen für das Glück zu leben. Das Herz auf Ewigkeit einstimmen. Dem Trübsinn ein Hoffnungsbild zeichnen. Im Novemberblues ein Licht anzünden.
Vielleicht sind die nachfolgenden Fragen für diese Auseinandersetzung eine hilfreiche Anregung. Ein Rückblick und ein Ausblick:
Ich grüße Sie mit Zeilen eines Abendgebets:
Breit aus die Flügel beide, die Fittiche der Freude, die Schwingen deiner Macht. Die Träume aller Zeiten wirst du mit uns begleiten, bis und dein neuer Morgen lacht.
Breit aus die Flügel beide, die Welt in Frieden kleide, rundum dein Himmelszelt. Die Taten und den Willen zum Guten wirst du stillen mit Leben, das dir wohlgefällt.
Breit aus die Flügel beide, du Freund in allem Leide, in Glück und Lebenskraft, im Hoffen und im sorgen – wir sind in dir geborgen, du Schöpfer, der den Segen schafft.⁵
Herzliche Grüße
Wolfgang Klimm
¹ Regine Halentz: „Was zuletzt stirbt, ist die Hoffnung“ (bild der wissenschaft, 1997)
² Wilhelm Schmid: „Den Tod überleben“ (Berlin, 2024)
³ Psalm 90, Vers 12
⁴ Harald Klein: „Die letzten Dinge – Regeln?“ (www.harald-klein.koeln, 2018)
⁵ Christina Brudereck: „Was zuletzt stirbt, ist die Hoffnung“ (Holzgerlingen, 2018)
Unser Seelsorger steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Angehörigen und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Konfession oder ihrer weltanschaulichen Prägung als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung.
Nehmen Sie gerne Kontakt auf,
wenn Sie z. B.
Sie sind herzlich zu den regelmäßig stattfindenden Andachten eingeladen.
Kontakt und Terminvereinbarung
mit Pastor Wolfgang Klimm
Telefon: 040 55425-371
E-Mail: klimm@elim-diakonie.de
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