Auf einen Espresso mit dem Seelsorger – März

Auf’n Espresso mit dem Seelsorger – März 2024

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oder ich trage Scheuklappen und sehe nur mit einem sehr eingeschränkten Blickwinkel. Oder ich habe gar das berühmte Brett vor dem Kopf oder Tomaten auf den Augen. Vielleicht stehe ich auch nur auf der Leitung.

In unserer komplexen Welt und so vielen dunklen Szenarien bringen uns diese Denkblockaden  und eine eingeschränkte Wahrnehmung nicht viel weiter.

Deshalb bei einem frisch aufgebrühten Espresso ein paar Anregungen, wie wir etwas frischen Wind in unser Denken bekommen und vielleicht auch unseren Blickwinkel erweitern:

Zuerst eine kleine Provokation der Autorin Hanna Ritchie aus ihrem aktuellen Buch, das den schönen Titel „Hoffnung für Verzweifelte“ trägt. Provozieren kommt aus dem Lateinischen und heißt: Hervorrufen, eine Reaktion erzeugen. Hanna Ritchie will uns mit folgenden Sätzen aus der Reserve locken:

„Es ist mittlerweile üblich, Kindern zu sagen, dass sie durch den Klimawandel sterben werden. Wenn eine Hitzewelle sie nicht erwischt, kann es zu einem Waldbrand, einem Hurrikan, einer Überschwemmung oder einer Massenhungerattacke kommen.
Dennoch klingt Pessimismus immer noch intelligent und Optimismus dumm. Es ist mir oft peinlich zuzugeben, dass ich eine Optimistin bin. Ich kann mir vorstellen, dass es mich im Reputations-Vergleich um ein oder zwei Punkte zurückwirft. Aber die Welt braucht dringend mehr Optimismus.

Das Problem ist, dass Menschen Optimismus mit blindem Optimismus verwechseln, dem unbegründeten Glauben, dass die Dinge einfach besser werden. Blinder Optimismus ist wirklich dumm. Und gefährlich. Wenn wir uns zurücklehnen und nichts tun, wird es nicht gut ausgehen. Optimismus bedeutet, Herausforderungen als Chancen für Fortschritte zu sehen: Es geht darum, zuversichtlich zu sein, dass es Dinge gibt, die wir tun können, um etwas zu bewirken…

Ich glaube nicht, dass wir die letzte Generation sein werden. Die Beweise deuten auf das Gegenteil hin. Ich denke, wir könnten die ERSTE Generation sein. Wir haben die Chance, die erste Generation zu sein, die die Umwelt in einem besseren Zustand hinterlässt, als wir sie vorgefunden haben.“¹

Dies hat bereits der 2017 verstorbene Hans Rosling immer wieder betont. Angesichts des anschwellenden Untergangs-Pessimismus-Trend erhob er seine humorvolle, liebevolle Stimme eines konstruktiven, kritischen Optimismus: „Hört auf zu jammern, schaut Euch die Fakten an!“

Eine zweite Anregung kommt aus dem aktuellen Buch von Anja Förster: „7 Superkräfte: Gestalten, leben und Sein in einer chaotischen Welt“.

Darin empfiehlt sie „geistige Dehnübungen gegen Engstirnigkeit“. Z.B. intellektuelle Demut zu praktizieren: „Egal wie intelligent du bist – wenn du nicht bereit bist, deine Meinung zu ändern, förderst du Dogmatismus. Und das ist keine Tugend, das ist Dummheit…Intellektuell demütig zu sein heiß: zu akzeptieren, dass ich mich irren kann. Das ist keine Koketterie, sondern das Ergebnis von Selbstreflexion, kritischem Hinterfragen und intellektueller Offenheit…Ich suche nach Gründen, warum ich falschliegen könnte – und nicht nach Gründen, warum ich richtigliegen muss!“²

Eine dritte Anregung kommt von Peter Kreuz: Neben dem flexiblen Denken ist auch ein Anders-Sehen notwendig. Bestimmt kennst Du ein „Déjà vu“ Erlebnis: „Moment mal, hier war ich doch schon mal! Das habe ich doch schon einmal gehört, gesagt, gesehen, erlebt …“ Die Gegenwart als eine Erinnerung an die Vergangenheit.

Das Gegenteil eines Déjàvu-Erlebnisses wird als Vujade bezeichnet. Ein Vujade bedeutet, dass du bei etwas, was du schon zigmal gesehen hast, es so wahrnimmst, als würdest Du es zum ersten Mal sehen.

Vujade bedeutet dann, das eigene Unternehmen oder den eigenen Job, den eigenen Partner, das eigene Leben mit einem frischen Blick zu betrachten. So, als ob du gerade frisch im Unternehmen, in deinem Job angefangen hättest … ³

Ich wünsche uns diesen Entdeckergeist. Abschließend auch noch inspiriert durch die Aufforderung von Jesus Christus: „Werdet wie die Kinder“. Denn Kinder sind Menschen am Anfang. Sie wissen intuitiv, dass sie nichts wissen und es noch so viel zu entdecken gibt.

In diesem Sinn: Frohe Ostern! Und viel Glück bei der Suche nach so manchen erfreulichen Überraschungen und Entdeckungen!

Herzliche Grüße

Wolfgang Klimm

¹ „121 – Hoffnung für Verzweifelte“ von Matthias Horx (www.horx.com)
² „7 Superkräfte“ (S.164 ff) von Förster, A.. (Berlin, 2023)
³ „Vuja de: Die Zukunft mit neuen Augen sehen“ von Dr. Peter Kreuz (www.peterkreuz.com)

Pastor Wolfgang Klimm

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