Auf einen Espresso mit dem Seelsorger – Juni

Auf’n Espresso mit dem Seelsorger – Juni 2024

Haben Sie schon einmal von dem „kölschen Grundgesetz“ gehört?

Vor kurzem bin ich in einer Radiosendung auf diese Formulierung gestoßen und wurde neugierig. Im Laufe der Sendung habe ich verstanden, was sich hinter dem „kölschen Grundgesetz“ verbirgt:

Köln ist bekannt dafür, dass die Menschen, die dort leben, zum einen recht humorvoll sind. Zum anderen begegnen einem die Kölner sehr gelassen und entspannt. Sie lassen sich nicht so schnell erschüttern. Man kann sagen, die Kölner, die ruhen in sich selbst.¹

Vielleicht können wir im Norden ja ein bisschen von den Kölnern lernen. Wobei ich den Eindruck habe, dass die Hamburger schon ziemlich viel vom „kölschen Grundgesetz“ verinnerlicht haben.

In dem speziellen Zungenschlag, dem man in Köln begegnet, lauten die fünf „kölschen Grundgesetze“:

1. „Et es, wie et es!“ Soll heißen: „Es ist wie es ist.“ Die Hamburger würden es etwas anders formulieren: „Nützt ja nix“. Dass die Welt nicht gerecht ist, das spüren und sehen wir jeden Tag aufs Neue. Vor allem setzt es uns zu, wenn „Guten Menschen Böses widerfährt“ und es so manchem Betrüger ziemlich gut geht. Ein ganzes Buch der Bibel widmet sich dieser Frage nach der Gerechtigkeit in der Welt: Das Buch Hiob. Angesichts der verschiedenen „Hiobsbotschaften“, die sein Leben in tausend Stücke zerbrechen, resigniert Hiob nicht. Sondern ringt mit Gott um diese existenzielle Frage nach dem „Warum“. Am Ende seines kräftezehrenden Suchens nach einer Antwort kann er den Lauf der Dinge akzeptieren und findet ein versöhntes „Ja“.

2. „Et bliev nix wie et wor“ oder auf hamburgerisch: „Nix blifft, as ‚t is“. Soll heißen: Krankheit und Sterben gehören zu unserem Leben. Es trifft jeden von uns. Das fällt jedem schwer zu akzeptieren. Dass wir alle sterben werden und dies oft im Vorfeld verbunden ist mit abnehmender der körperlichen Kraft. Und dies geht nicht nur uns selbst so, sondern allen unseren Freunden und Freundinnen, unser gesamten Familie. Das zu akzeptieren ist extrem hart und mit viel Trauer und Tränen verbunden.
In einem alten Gebet heißt es dazu in Psalm 90: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“

3. „Et kütt wi et kütt“ oder auf platt: Dat kummt, as dat kamen mutt. Solange wir auf diesem Planeten leben, gibt es keine Sicherheit. Egal wie sehr wir auch versuchen, unser Leben zu kontrollieren. Diese Suche nach Sicherheit ist oft verbunden mit mehr oder weniger sorgenvollen Gedanken und Grübeleien.
Angesichts dieser Unsicherheit wird in Psalm 23 das Gebet formuliert: „Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, wo Todesschatten mich umgeben, fürchte ich mich vor keinem Unglück, denn du, ⸂Herr⸃, bist bei mir! Dein Stock und dein Hirtenstab geben mir Trost.“

4. „Wat fott es is fott“, oder in einem deutschen Sprichwort formuliert: „Über verschüttete Milch brauchst du auch nicht mehr klagen. Die bekommt man nicht mehr zurück in den Topf.“ Ein Weiser hat es etwas anders ausgedrückt: „Es gibt nur zwei Tage in deinem Leben, an denen du nichts ändern kannst: Der eine ist gestern und der andere ist morgen.“

Oder mit einem Zitat von Jesus: „Macht euch keine Sorgen um den kommenden Tag. Der wird schon für sich selber sorgen. Es reicht, dass jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten hat.“

5. „Jet Jeck simmer doch all!“ Soll heißen: irgendwie hat jeder seine Macken bzw. jeder von uns ist ein Original. Hierbei geht es darum zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Vorstellungen haben, andere biografische Erfahrungen gemacht haben, andere Ziele haben, und sich nach anderen Regeln und Prinzipien richten. einem anderen Glauben angehören und dass sie andere Werte vertreten. Diese Haltung steckt auch in dem Wort Wertschätzung: dass ich nicht nur dem anderen Menschen Achtung entgegenbringe, sondern auch seine Werte schätze. Aus der Feder des Apostel Paulus hört sich diese Haltung so an: „Nehmt einander an,
so wie Christus euch angenommen hat!“

Vielleicht können uns diese „kölschen Grundgesetze“ in so manchen schwierigen Erfahrungen helfen, uns in den Unwägbarkeiten und Überraschungen des Alltags besser zurechtzufinden.²

Herzliche Grüße

Wolfgang Klimm

¹ Die „kölsche Gelassenheit“ wurde durch den Abstieg der Geissböcke bzw. des 1.FC Köln aus der Bundesliga extrem herausgefordert.
² Zur Vertiefung empfehle ich Ihnen das Buch zu der „Akzeptanz und Commitment Therapie“ (ACT): Matthias Wengenroth: Das Leben annehmen (Bern 1016).

Pastor Wolfgang Klimm

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