Auf einen Espresso mit dem Seelsorger – Januar

Auf’n Espresso mit dem Seelsorger – Januar 2025

Regelmäßig ist der dritte Montag im Januar in Amerika ein Feiertag. Die Menschen erinnern sich an den Bürgerrechtler Martin Luther King.

Als Martin Luther King 1964 den Friedensnobelpreis verliehen bekam, sagte er in seiner Rede:

„Ich weigere mich zu glauben, der Mensch sei lediglich Wrack- und Strandgut im Strom des Lebens.

Ich weigere mich, die Ansicht zu übernehmen, die Menschheit sei so tragisch der sternenlosen Mitternacht des Rassismus und des Krieges verhaftet, dass der helle Tagesanbruch des Friedens nie Wirklichkeit werden könne.

Ich weigere mich, die zynische Meinung zu übernehmen, eine Nation nach der anderen müsse eine militaristische Stufenleiter hinabsteigen bis in die Hölle thermonuklearer Vernichtung.

Ich glaube, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort in der Wirklichkeit haben werden.

Das ist der Grund, warum das Recht, auch wenn es vorübergehend unterliegt, stärker ist als triumphierendes Böses.“

Er schloss seine Rede mit einer Vision:

„Ich glaube immer noch, dass die Menschheit mit dem Triumph über Krieg und Blutvergießen gekrönt werden wird.“¹

Ich bewundere diesen ansteckenden Mut und klaren biblischen Gegenentwurf angesichts einer akzeptierten Spirale von Gewalt und Gegengewalt.

In diesem Jahr fand nach dem Gedenkmontag im Januar die Amtseinführung von Herrn Trump statt. Wie üblich, besuchte die Familie Trump mit der seines Vizepräsidenten J.D.Vance nach der Vereidigung den Gottesdienst in der Episkopalkirche in Washington.

Dort hielt die anglikanische Bischöfin Mariann Budde die Predigt. Sie suchte den Blickkontakt zum Staatschef und nutzte geschickt Trumps eigene Rhetorik: „Sie haben die Vorsehung eines liebenden Gottes gespürt“, sagte sie und bezog sich damit offensichtlich auf Trumps Antrittsrede, in der er erklärt hatte, Gott habe ihn vor der Kugel eines Attentäters bewahrt, um ‚America great again‘ zu machen. Sie fuhr fort: „Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, sich der Menschen in unserem Land zu erbarmen, die jetzt Angst haben.“

Schon 2020 hatte sie sich mutig zu Wort gemeldet: Seinerzeit stand Trump nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen Polizisten mit einer Bibel vor der St. John’s Church beim Weißen Haus, während Uniformierte Proteste niederschlugen. „Ich bin empört“, schrieb die Bischöfin, er habe Bibel und Kirche für eine Botschaft benutzt, „die den Lehren Jesu und allem, wofür unsere Kirche steht, zuwiderläuft.“ Er habe „die Gewalt angefacht“, sagte sie. „Wir brauchen eine moralische Führung, und er hat alles getan, um uns zu spalten.“²

Mariann Budde schrieb außerdem ein Buch mit dem Titel: How We Learn to Be Brave – Decisive Moments in Life and Faith. „Wie wir lernen, mutig/tapfer zu sein – Entscheidende Momente im Leben und Glauben“.

Darin schreibt sie u.a.: „Wir wollen unser bestes Selbst zeigen, wenn wir gerufen werden, um mit Klarheit und Überzeugung in einer entscheidenden Situation zu sprechen.“

Am Ende des Buches stellt sie zehn persönliche Lektionen zusammen, um mutig bzw. tapfer zu sein. Eine Auswahl:

  • Einen Schritt nach dem anderen zu tun, ist genug.
  • Mut bedeutet, dem nachzugehen, von dem man längst weiß, dass es richtig ist. Ungeachtet der Folgen.
  • Manchmal sind es die ganz kleinen, unscheinbaren Entscheidungen in Treue zur eigenen Überzeugung, die zu etwas viel Größerem hinführen.
  • Unzählige Situationen der Geschichte schienen aussichtslos, wurden jedoch durch Menschen, die innerhalb ihrer Möglichkeiten aufstanden, maßgeblich verändert.
  • Ganz gewöhnliche Menschen können zu wichtigen Leitungspersonen werden.
  • Gebet um Veränderung in der Welt verändert vor allem eines: das eigene Herz.

Ich wünsche uns, dass uns diese beiden tapferen Zeitgenossen bei den Gesprächen über die aktuelle Stimmungslage und politischen Weichenstellungen ermutigen, selbst aufzustehen und für das einzustehen, was uns wichtig ist.

Herzliche Grüße!

Wolfgang Klimm

¹ Klaus Hagedorn: „Martin Luther King: Ein Mann mit Vision“ (www.bremenzwei.de, 2023)
² Johannes Schneider: „Wie man gegen Trump stabil bleibt“ (www.zeit.de, 2025)

Pastor Wolfgang Klimm

Unser Seelsorger steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Angehörigen und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Konfession oder ihrer weltanschaulichen Prägung als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung.

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Kontakt und Terminvereinbarung
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E-Mail: klimm@elim-diakonie.de