Wir sind gewohnt, dass die Nachrichten über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern von Hass und Unversöhnlichkeit geprägt sind.
Die Geschichte zweier Väter bestätigen zunächst die scheinbar unüberwindlichen Vorbehalte. Aber wie die beiden Väter ihren Hass und ihre Vorbehalte überwinden, das hat mich zutiefst beeindruckt. Und ist gibt der Hoffnung Raum, dass Veränderung möglich ist.
Rami Elhanan und Bassam Aramin haben beide in diesem Konflikt ihre geliebten Töchter verloren. Kein Tag vergeht ohne den Gedanken an sie, kein Tag ohne das Gefühl der Leere, die ihr Tod hinterlassen hat. Smadar, die Tochter von Rami Elhanan stirbt 1997 in Jerusalem mit 13 Jahren, zerfetzt von der Bombe eines palästinensischen Selbstmordattentäters. Die 10-jährige Abir, die Tochter von Bassam Aramin wird 2007 auf einem Schulhof im Westjordanland von einem Gummigeschoss getötet, das von einem israelischen Soldaten auf ihren Hinterkopf gefeuert wurde.
Beide Väter waren in ihrem früheren Leben Kämpfer: Rami, der Israeli, war 1973 im Jom-Kippur-Krieg an der Front. Der Palästinenser Bassam saß als Jugendlicher wegen eines Handgranaten-Anschlags auf einen Militärjeep jahrelang in israelischer Haft.
Das Schicksal führte die trauernden Väter in die Organisation Parents Circle – Families Forum (PCFF). Die Organisation bringt israelische und palästinensische Familien zusammen, die ihre Geliebten durch den Konflikt verloren haben.
Rami: „Dort traf ich zum ersten Mal Palästinenser. Palästinensische Hinterbliebene zu sehen, die auf mich zugingen, mich umarmten und mit mir weinten, war wie ein Erdbeben. Einmal sah ich eine arabische Frau in ihrem langen traditionellen Kleid und sie trug ein Bild ihres 6-jährigen Kindes an der Brust. Genauso wie meine Frau den Namen unserer Tochter Smadar an der Brust trug. Das hat mein Leben verändert. Der Schmerz über den Verlust eines Kindes ist unerträglich. Es ist ein Schmerz, der niemals verschwindet. Trotzdem liegt es an jedem Einzelnen, zu entscheiden: Was will ich mit diesem Schmerz, mit dieser Wut anfangen? Denn die Wut legt eine enorme Energie frei. Wie es auch mit der Kernenergie ist, kann man sie für schreckliche Dinge nutzen, um Menschen zu töten; man kann sie aber auch für das positive Gegenteil nutzen.“
Beide Väter sind inzwischen enge Freunde und bezeichnen sich als Brüder. Sie haben sich gegen den Hass entschieden und werben seither für Versöhnung und ein Ende der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete – was beiden regelmäßig den Vorwurf einbringt, »Verräter« zu sein.
Rami: „Wenn wir in eine Klasse kommen, sind die Jugendlichen nicht ausschließlich höflich und empfänglich. Es fühlt sich eher so an, als würdest du in die offene Mündung eines Vulkans gehen. Die meisten haben noch nie einen Palästinenser und Israeli zusammen gesehen, die nicht kämpfen. Wenn auch nur ein Schulkind am Ende unseres Auftritts anerkennend nickt, ist das ein Wunder. Es bedeutet, dass wir einen Tropfen Blut gespart haben. Und im Judentum ist ein Tropfen Blut die ganze Welt.“
Bassam: „Wenn jemand fragt, was wir Einzelne schon erreichen können, entgegne ich mit dem, was Rumi schon vor 900 Jahren gesagt hat: ›Gestern war ich klug, also begann ich, die Welt zu verändern. Heute bin ich weise und fange an, mich selbst zu ändern.‹ Jeder sollte sich verpflichtet fühlen, etwas zu tun, bei sich anzufangen. Weil Hass und Krieg, Liebe und Frieden in einem selbst entstehen.“
Bassam Aramin (links) und Rami Elhanan sahen sich einst als »Feinde«. Heute sprechen sie voneinander als »Brüder«.
Vielleicht können die beiden Väter uns in unseren kleineren alltäglichen Konflikten ermutigen, einander mit anderen Augen zu sehen und Brücken, statt Gräben zu bauen.
Herzliche Grüße
Wolfgang Klimm
¹ „Beide Gesellschaften bereiten die junge Generation darauf vor, sich selbst zu opfern“ (www.bernerzeitung.ch)
² „Wenn alle so drauf wären wie dieser Israeli und dieser Palästinenser, wäre der Nahostkonflikt gelöst!“ (www.perspective-daily.de)
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