Andacht zu Pfingsten

Andacht zu Pfingsten

Ein weiser Mann und sein Lehrling wandern durch die arabische Wüste. An einer Oase stoßen sie auf drei Männer, die sich heftig streiten.

Auf die Frage, was ihre Gemüter so erhitzt, antwortet der älteste der drei Männer: „Wir sind drei Brüder und unser Vater ist vor einer Woche verstorben. Er hat uns 35 Kamele als Erbe hinterlassen. Er sagte, dass ich als der älteste Sohn die Hälfte bekommen soll. Achmed, der mittlere, soll ein Drittel bekommen. Und Igor, der jüngste, ein Neuntel.

Jetzt können wir uns nicht einigen, weil wir die 35 Kamele so nicht unter uns aufteilen können. Jeder Vorschlag, den einer unterbreitet, wurde bisher abgelehnt.

Der weise Mann sagte dazu: „Lass mich die Aufteilung der 35 Kamele übernehmen“

Er dreht sich um und nimmt das Kamel seines Lehrlings. „Ich werde dieses Kamel zu eurer Herde hinzufügen.“ Der Lehrling war davon überhaupt nicht begeistert, weil sie dann ohne sein Kamel ihre Reise fortsetzen müssten. Der Alte beruhigte ihn: „Ich weiß, was ich tue“

Dann wandte er sich zu dem älteren Bruder: „Jetzt haben wir also 36 Kamele. Du bekommst die Hälfte. Das sind 18 Kamele.

Zu dem mittleren Bruder sagte er: Du bekommst ein Drittel von 36, also 12 Kamele.“

Und zum Jüngsten: „Du bekommst ein Neuntel, also vier Kamele.“

Wenn wir das alles zusammenzählen: Die 18 für den Ältesten, die 12 für den Mittleren und die vier für den Jüngsten: 18+12+4, dann ergibt das 34 Kamele.

Ein Kamel gehört meinem Lehrling und er bekommt dieses zurück. Das übrige Kamel bekomme ich, weil ich das Problem gelöst habe. Ich hoffe, ihr seid damit einverstanden.“

Eine faszinierende Geschichte – oder? 

Geht es Ihnen auch manchmal so wie den drei jungen Männern in dieser Geschichte? Sie sind mit einem schwierigen Problem beschäftigt. Wie bei dem gordischen Knoten scheint es keine Lösung zu geben, egal wie sehr Sie sich anstrengen. Die Nuss ist nicht zu knacken.

So ähnlich fühlten sich damals die Jünger von Jesus. Die Geschichte mit Jesus Christus war irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Sie verstanden die Welt nicht mehr. Ein Fragezeichen nach dem anderen. Erst hegten sie große Erwartungen. Setzten alles auf seine Karte. Dann stürzten sie an Karfreitag in abgrundtiefe Verzweiflung. Überraschenderweise keimte durch die Auferstehung neue Hoffnung auf. Und dann ließ sie Jesus an Himmelfahrt endgültig alleine zurück.

Nun hatte sie die Angst gepackt. Sie zogen sich zurück. Suchten Schutz. Verbarrikadierten sich. Keiner hatte einen Plan, wie es weitergehen sollte. Fragezeichen ohne Ende. Eine seltsame Lähmung lag über der Szene. Man blickte in ängstliche Mienen. Die Gesten waren mutlos. Die Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt. Die Luft war raus. Als hätte jemand den Stecker gezogen. 

Sie trauten sich nicht mehr raus auf die Straße. Wir haben während der Pandemie ein Wort für so eine Situation: „Lockdown“. Alles geschlossen. Das Leben steht still.

Und dann kam damals doch noch Bewegung in die Geschichte. Keiner wusste genau, was da passierte. Aber es verändert sich etwas. Ein frischer Wind kam auf. Ein „Rauschen wie von einem gewaltigen Sturm“: „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und begannen, in fremden Sprachen zu reden… jeder hörte die Apostel und die, die bei ihnen waren, in seiner eigenen Sprache reden.“

Der Gordische Knoten löste sich. Damals öffnete Pfingsten Herzen und Türen: Verzagte Menschen trauten sich wieder etwas zu. Sie versteckten sich nicht mehr. Sie erzählten von dem Gott, der die Menschen aufgerichtet hat. Menschen, die im Abseits waren, fanden zurück ins Leben. Menschen verstanden sich über Sprachgrenzen, über Kulturunterschiede hinweg. Ein himmlischer, geistreicher Brückenschlag. 

Da kann man richtig ins Schwärmen kommen, oder? Vielleicht lässt uns dieser frische Wind der Pfingstgeschichte Hoffnung schöpfen. Dass so manches unlösbare Problem in unserem Leben, in unserer Welt, sich doch noch lösen lässt. 

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest. 

Seien Sie herzlich gegrüßt!

Ihr Seelsorger
Wolfgang Klimm

Pastor Wolfgang Klimm

Unser Seelsorger steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Angehörigen und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Konfession oder ihrer weltanschaulichen Prägung als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung.

Nehmen Sie gerne Kontakt auf,
wenn Sie z. B.

  • Lebens- oder Glaubenshilfe suchen,
  • über Ihre Sorgen oder Ängste sprechen möchten,
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Kontakt und Terminvereinbarung
mit Pastor Wolfgang Klimm
Telefon: 040 55425-371
E-Mail: klimm@elim-diakonie.de