Andacht zu Christi Himmelfahrt

Andacht zu Christi Himmelfahrt

Diese Woche feiern wir einen Tag im Kirchenjahr, der mit einigen Fragezeichen versehen ist: Himmelfahrt. Was soll das bedeuten? 

40 Tage sind seit Ostern vergangen. Für die Freunde von Jesus waren diese Tage nach der verheerenden Katastrophe von Karfreitag eine besonders aufgewühlte Zeit. Einiges musste in ihrem Kopf, ihrem Herzen und Glauben umgeschrieben und neu justiert werden. Ein Wechselbad der Gefühle. Sie mussten sich von manchen Zukunftsträumen verabschieden. Dann meldete Jesus sich überraschend wieder zurück. Mal zum deftigen Frühstück am Seeufer. Dann als Wegbegleiter und zu Gast bei Tisch. Ungeplante und unerwartete Begegnungen, in der er seine Leute auf eine neue Zeit vorbereitet. Eigentlich haben die sich das alles ganz anders vorgestellt. Viele Fragen blieben offen. Die Verunsicherung war mit Händen zu greifen. Typisch für Schwellenzeiten. Für Übergänge. Zwischenzeiten. Etwas geht zu Ende, aber das Neue ist noch nicht da. Man steht auf der Schwelle, erlebt einen Übergang. Wie geht es weiter? Auf was können wir uns einstellen? Was bleibt?

Ein Lied der Gruppe Silbermond drückt diese Gefühlslage in einem Lied aus: 

„Sag mir, dass dieser Ort hier sicher ist, und alles Gute steht hier still.
Und dass das Wort, das du mir heute gibst, morgen noch genauso gilt.
Gib mir ’n kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt, in der nichts sicher scheint.
(…) Gib mir was, irgendwas, das bleibt.“

Lukas beschreibt diesen Übergang, diese Schwelle mit der Zusicherung, dass die Geschichte weitergehen wird. Fortsetzung folgt!

Nachdem Jesus das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Dann hüllte ihn eine Wolke ein, und sie sahen ihn nicht mehr. Während sie noch wie gebannt zum Himmel hinaufblickten – dorthin, wo Jesus verschwunden war –, standen mit einem Mal zwei Männer in leuchtend weißen Gewändern bei ihnen. „Ihr Männer von Galiläa“, sagten sie, „warum steht ihr hier und starrt zum Himmel hinauf? Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel genommen worden ist, wird wiederkommen, und zwar auf dieselbe Weise, wie ihr ihn habt gehen sehen.“

Unglaublich, oder? Den Jüngern fällt die Kinnlade runter und sie erstarren regelrecht. Was soll das jetzt bedeuten? Himmel? Wolke? Erde? Wo ist er hin? Was ist geschehen? Was wird aus uns? Kommt er wieder? 

Auch wenn uns die Geschichte etwas abgehoben erscheint. Sie macht deutlich, dass der Himmel, die Welt Gottes und unsere Erde sehr eng miteinander verwoben sind. Dass sie gar nicht auseinanderzudividieren sind. Und dass Gott sich an Himmelfahrt nicht aus dem Staub gemacht hat. 

Der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch liebte die Bilder, die die Bibel vom Himmel malte und denen er mit Leichtigkeit farbenfrohe Details hinzufügte. 

Über die Himmelfahrt hat er einmal geschrieben:

„Jesus fährt auf in den Himmel und mit ihm bringt Gott uns den Himmel näher. Und der Heilige Geist geht mit dem Kompass voran. […] Und Gott und Jesus und der Heilige Geist überziehen den ganzen Erdball und die Welt überhaupt mit Himmel, so dass die Erde schließlich wie ein Stopfei im Strumpfe im Himmel steckt. Und der Himmel färbt ab und viele Menschen wissen gar nicht, wie ihnen geschieht und sagen: Das ist doch nicht möglich und spüren: Es ist doch möglich.“¹

„Die Erde steckt wie ein Stopfei im Strumpfe im Himmel“. So ähnlich hat der Apostel Paulus es versucht die Gegenwart Gottes zu beschreiben: „Denn in Gott, dessen Gegenwart alles durchdringt, leben wir, bestehen wir und sind wir.“

Himmelfahrt heißt also nicht, dass der Himmel sich von der Erde verabschiedet hat. Es geht nicht um räumliche Distanz, die es zu überwinden gilt. Sondern es geht um zwei Wirklichkeiten, die ineinander verwoben sind. Für unsere Sinne ziemlich verborgen.

Vielleicht hilft uns zum besseren Verständnis folgende Geschichte etwas weiter: 

Von einem jüdischen Rabbi wird erzählt, dass er jeden Morgen vor dem Frühgebet zum Himmel aufsteige. Einer seiner Gegner machte sich darüber lustig und legte sich vor dem Morgengrauen auf die Lauer.

Da sah er, wie der Rabbi als Waldarbeiter verkleidet sein Haus verließ und in den Wald ging. Der Späher verfolgte ihn und sah, wie der Rabbi einen Baum fällte und Holzscheite daraus machte. Mit dem Holzbündel ging er zu dem Haus einer armen, alten und kranken Frau. Durchs Fenster sah sein Verfolger, wie der Rabbi auf dem Boden kniete und Feuer im Ofen machte. 

Später fragten die Leute den selbst ernannten Detektiv, was es denn nun mit der täglichen Himmelfahrt des Rabbi auf sich habe.

Er antwortete: „Er steigt viel höher als bis zum Himmel!“

Das Leitwort unserer ELIM Diakonie lautet: „…für mehr Himmel auf Erden.“ So können wir einige himmlische Akzente und Farbtupfer setzen:

…wenn wir vergeben, statt Bitterkeit mit uns herumtragen.
…wenn wir nicht nachtreten, wo einer einen Fehler gemacht hat.
…wenn wir dem beistehen, der den Halt verloren hat.
…wenn wir dem Raum geben, was uns selbst und andere aufbaut bzw. guttut.

…wenn wir trotzdem hoffen, in aller Verzweiflung.

In diesem Sinne einen gesegneten Himmelfahrtstag!

Seien Sie herzlich gegrüßt!

Ihr Seelsorger
Wolfgang Klimm

¹ Hanns Dieter Hüsch, Der liebe Gott und das Himmelszelt, in: Ders., Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde, S. 30. 

Pastor Wolfgang Klimm

Unser Seelsorger steht allen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Angehörigen und Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Konfession oder ihrer weltanschaulichen Prägung als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung.

Nehmen Sie gerne Kontakt auf,
wenn Sie z. B.

  • Lebens- oder Glaubenshilfe suchen,
  • über Ihre Sorgen oder Ängste sprechen möchten,
  • ein Fürbitte- oder Segensgebet wünschen.

Sie sind herzlich zu den regelmäßig stattfindenden Andachten eingeladen.

Kontakt und Terminvereinbarung
mit Pastor Wolfgang Klimm
Telefon: 040 55425-371
E-Mail: klimm@elim-diakonie.de